Technics Digital-Audio-Prozessor SV-110

Als die CD auf dem Markt erschien, taten sich neue Klangwelten auf. Der neue Datenträger war mit einer unglaublichen Dynamik gesegnet. So wurde auch schnell passend dazu die Möglichkeit gefunden, in adäquater Qualität auch Aufnahmemöglichkeiten für den Hausgebrauch zu finden. Eine der Lösungen dazu ist der hier beschriebene Digital-Audio-Prozessor SV-110.

Der Technics SV-110 Digital-Audio-Prozessor auch PCM-Prozessor genannt, war und ist ein Hifigerät der besonderen Art. Mit dem SV-110 und einem simplen, beliebigen Videorecorder konnte und kann man digitale und audiophile Tonaufnahmen in voller CD-Qualität machen. Dabei wurde nicht, wie es heute üblich ist, mit Datenkompression gearbeitet. Die volle digitale Qualität wurde komplett bei behalten.

Dieser SV-110 hat für seine Audioaufnahmen die Videospuren "missbraucht". Der Vorteil hierbei liegt ja auf der Hand. Die schier unendliche Datenmenge konnte dank des Schrägspur-Video-Aufzeichnungsverfahren locker bewältigt werden. Die Tonspur auf der Videocassette wurde dabei komplett ignoriert. Das Gute bei der ganzen Sache war, dass man keinen Mehrkopfvideorecorder mit HiFi-Tonspur brauchte. An dieser Stelle genügte ein ganz simpler Monorecorder, weil, wie ja schon gesagt nur die Bildspur benutzt wurde.

Der Technics SV110 PCM-Prozessor hatte es aber in sich, was die raffinierte Technik anbelangt. Damit konnte man, wie schon gesagt, via billigem Mono-Videorecorder ausgezeichnete echte digitale Aufnahmen machen, die der Studioqualität in nichts mehr nachstanden. Schließlich hatten die Studios damals selbst noch mit solchen Prozzis gearbeitet. 90 dB Dynamik war damit schon locker möglich. Verzerrungen und Rauschen waren da schon fast ein Fremdwort.

Bei diesem digitalen Audio Prozessor wurde schon damals ein recht großer Aufwand betrieben um auch ein Maximum an musikalischer Qualität bei den Aufnahmen heraus zu holen. So wurde das analoge Audiosignal zunächst in ein PCM Signal um gewandelt. PCM steht für PulsCodeModulation. Diese so digitalisierten Signale wurden dann in ein für Videorecorder verständliches Signalformat (BAS oder Composite) umgewandelt. Dieses Signal wurde dann über Cinchbuchsen an den Recorder geführt. Dieses merkwürdige "Bildsignal" wurde nun auf dem Videorecorder aufgezeichnet. Parallel dazu gab es noch eine Monitorbuchse, über die man das Videosignal auf einem BAS / Composite Bildschirm (Fernseher oder Videomonitor) mit verfolgen konnte.

Bei der Wiedergabe ist der gesamte Ablauf in umgekehrter Reihenfolge zu sehen. Die "Bildsignale" kommen in den Prozessor rein, werden vom Videoformat wieder in das digitale Format gewandelt um danach zurück zum analogen Audioformat ausgegeben zu werden. Aus heutiger Sicht würde man sich wohl auch direkte digitale Ein- und Ausgänge (S/P-DIF) wünschen. Das war aber damals noch nicht vorgesehen.

Das Anschlussfeld auf der Rückseite bietet Anschlüsse für zwei Videorecorder mit allen notwendigen Signalen an. Damit war dann sogar das Kopieren von einem Recorder auf den Anderen möglich, ohne dabei qualitative Verluste hinnehmen zu müssen. Sowohl während der Aufnahmen als auch bei der Wiedergabe kann über einen Videomonitor (auch Fernseher) mit BAS (ist im SCART als Video enthalten) Eingang dem Treiben auf dem SV-110 bzw. der Cassette zugesehen werden.

An der Front sind einige Schalt- und Kontrollmöglichkeiten vorgesehen, die einem das Arbeiten mit diesen Gerät erleichtert haben. So gab es die Möglichkeit zu wählen, welcher Recorder nun Master ist. Man konnte einen Playback-Mode, Playbackmute, Peak Hold, Copy, Playback / Copy Mute wählen. Als etwas besonderes konnte man die Anzeige auch zur Trackingkontrolle umschalten. Damit ließen sich Dropouts oder Bandfehler erkennen und die korrekte Spurlage ermitteln.

Es gab eine sehr präzise und reaktionsschnelle Spitzenwert-Aussteuerungsanzeige mit sehr genauer 0-dB Markierung. Eine einschaltbare Peak&Hold Funktion war hier schon integriert, so dass einem auch keine übergroßen Signalspitzen "durchgegangen" wären. Ebenfalls wurden im Display die jeweiligen Betriebszustände angezeigt. Dazu gehören das ausgewählte Mastertape und die Kopierrichtung beim Kopieren.

Alles in Allem war das schon ein tolles Ding. Dieser PCM-Prozessor war übrigens der letzte in Deutschland verkaufte. Ich hatte das Glück. Irgendwann habe ich das Teil aber wieder abgegeben, da ich nicht so recht Zeit für eigene Aufnahmen hatte. Das hat sich nachträglich als ein Fehler erwiesen.

Und heute nun, nach vielen Jahren der Geduld habe ich es tatsächlich geschafft, mir wieder genau dieses edle Teil an Land zu ziehen. Das allerbeste daran ist die Tatsache, dass dieses "Neue" Gerät auch tatsächlich noch NEU ist. Es wurde ganz offensichtlich nie benutzt, weil nicht die geringsten Gebrauchsspuren zu sehen sind und die Anzeige keinerlei Kratzer aufweist.

Nun kann ich den Prozessor wieder so einsetzen, wie ich es damals schon wollte. Heute aber wird dazu kein Videorecorder mehr benutzt, sondern an dessen Stelle ein hochmoderner Festplattenrecorder mit noch viel mehr Speicherkapazität. Der Prozessor und der Recorder wissen ja nicht, woran er jeweils angeschlossen ist.

Hier gibt es einige technische Daten zum Technics  SV-110