Grundig SV 140
Mit
diesem Verstärker Klassiker fing eigentlich alles erst richtig an. Das war für
mich der absolut
erste hifi taugliche Vollverstärker. Den habe ich mir damals gebraucht gekauft.
Dafür musste ich lange sparen. Und das auch noch von meinem damaligen Lehrgeld.
Die für mich damals satte Summe von immer noch 1000,- DM hat mir einige
Probleme bereitet. Aber wie ich schon immer war, habe ich mich mit aller
Vehemenz für meinen Traum eingesetzt. Der Neupreis war damals ca. 1245,- DM.
Schon damals hat mich dieser Verstärker unglaublich
fasziniert. Die helle und gebürstete Aluminiumfront hat mir schon immer gut
gefallen, genau so, wie das sehr schön gemachte Holzgehäuse. Die für damalige
Verhältnisse ungewöhnliche Frontgestaltung hatte mich sofort in ihren Bann
gezogen. Da es damals noch üblich war, richtig solide Qualität zu bauen, Hat man
sich bei Grundig schon einiges einfallen lassen, um dem optischen Anspruch mit
inhaltlichem Anspruch zu genügen.
Dabei wurde nicht gekleckert, sondern eher geklotzt. Das solide Netzteil hatte bereits ein enormes Gewicht, was auf ordentliche Reserven schließen ließ. Die Elkos waren mit 2 x 10000µF auch satt dimensioniert. Schön nach der Aussage: mit dem Netzteil steht UND fällt ein Verstärker. Aber damit ist es ja noch nicht getan. Auch die Elektronik war schon relativ robust ausgelegt, was für damalige Verhältnisse schon etwas besonderes war.
Mit
den eher unauffälligen Levelmetern (Bild links) hat man schon damals die Anzeige so zu sehen bekommen,
wie es auch in heutigen modernen Verstärkern üblich ist. Die Scala war nicht,
wie man vielleicht denkt, in Watt, sondern in dB geeicht. Der 5-Band-Equalizer
hatte mich ebenfalls fasziniert. Besonders der Regelbereich der 5 Schieber war
recht groß (Bild rechts). Die aufwendig konstruierte Schaltung des Equalizers wurde mit
Spulen im Regelnetzwerk ausgestattet. Das war absolut nicht gerade üblich. Aber
gut! Wie schon gesagt, haben die Grundigentwickler bei diesem SV-140 alle
Register der Verstärkerbaukunst gezogen und ein wahres Meisterstück ins Leben
gerufen.
Was auch als eher ungewöhnlich galt, war die zweistufige Contourschaltung (Loudness). Diese war sehr wirkungsvoll und man brauchte sie, wenn überhaupt, nur in der ersten Stufe. Bei Bedarf konnte man noch ein speziell für den Tunerempfang (MPX-Filter) dazu schalten. Für den reinen Betrieb mit Kopfhörer gab es auch die Möglichkeit, die Lautsprecher ganz ab zu schalten.
Seine Anschlussmöglichkeiten waren auch sehr umfangreich. So
konnten gleich zwei Phonoanschlüsse genutzt werden. Einer für die nicht mehr
aktuellen Kristallsysteme und der Zweite schon für MM-Systeme. Dann gab es noch
den Universal (heute Aux) mit Nieder- und Hochpegel, einen Tunereingang sowie
einen Tapeeingang und -Ausgang. Für den Tapeeingang gab es noch einen
Monitorschalter. Einen Lineausgang gab es nicht. Bei den Ausgängen ist Grundig
eher spartanisch vorgegangen, obwohl es gerade bei so einem Parademodell besser
gewesen wäre, wenn man da hätte mehr machen können. So gibt es nur Anschlüsse
für ein Paar Lautsprecher, die hier nach der damaligen Gepflogenheit in DIN
ausgeführt sind. Das gilt auch für alle NF Anschlüsse.
Der SV 140 hat mich dann aber auch viele Jahre und etliche
Boxen lang begleitet. Das Teil war zu der damaligen Zeit der absolute Hammer und
war sehr begehrt. Freilich war es zur damaligen Zeit auch recht teuer. Klanglich ist er natürlich mit den heutigen Amps nicht mehr
vergleichbar. Er hat seine Signale unter anderem an einige Stufen der
Selbstbauboxen, ein paar B&O, Kenwood und noch einige andere Boxen
verfüttert.
Irgendwann, zum Glück waren nur ein paar billige Boxen angeschlossen, gab es mal einen lauten Knall und dann war absolute Ruhe. Die Endstufen hatten sich gleich beide in Rauch aufgelöst und haben dann noch schnell die angeschlossenen Boxen mit in den Tod genommen.
Zu dem Zeitpunkt war aber auch schon ein neuer Verstärker vorhanden, der auch weit moderner und erheblich leistungsfähiger war. Trotz des abrupten Endes habe ich mit dem SV 140 viel Freude gehabt und ich verbinde damit einige schöne Erinnerungen. Aber dank heutiger moderner Kommunikationsmittel, habe ich es geschafft, mir aus Nostalgiegründen wieder eine solches Prachtstück anzulachen. Der "neue" SV-140 wird bei mir einen Ehrenplatz bekommen, weil er für mich der Anfang meines Hifilebens war und er wird auch einen seiner damaligen "Begleiter", eine B&O Beovox 4700 - ebenfalls ein alter Klassiker, den ich bekommen habe, befeuern dürfen.
Technische Daten, soweit sie noch zu beschaffen waren. Die Bilder sind von der Grundig Seite entliehen, wofür ich mich auch brav bedanke. Inzwischen habe ich aber auch schon ein Paar eigene Bilder gemacht.
Ausgangsleistung | 35W Sinus bei 8 Ohm |
Ausgangsleistung | 50W Sinus bei 4 Ohm |
Klirrfaktor | 0,5% bei 40-16000 Hz und 50 W an 4 Ohm 0,1% bei 1000 Hz |
Leistungsbandbreite | 10 Hz - 50000 Hz bei 1% Klirrfaktor |
Intermodulation | 0,5% bei Vollaussteuerung |
Frequenzgang | 20 - 20000 Hz +/- 1 dB |
Fremdspannungsabstand | 85 dB bei Tuner & Tonband 60 dB bei Phono |
Eingangsempfindlichkeit | Tuner/Tape 250 mV / 470 kOhm Phono 3,7 mV (MM), 250 mV (Kristall) |
Ausgangsspannung | 1,55 V an 200 Ohm |
Übersprechdämpfung | 46 dB / 1000 Hz, 40 dB / 250 - 10000 Hz |
Klangregelung | 1. 40Hz +/- 15 dB 2. 200Hz +/- 12 dB 3. 3000Hz +/- 12 dB 4. 7500Hz +/- 12 dB 5. 16000Hz +/- 15dB |
Loudness / Contur | Contur 1, 100Hz + 10 dB, 7500Hz + 4 dB Contur 2, 100Hz + 16 dB, 7500Hz + 6 dB |
Dämpfungsfaktor | 20 bei 4 Ohm |
Anregungen und Kritiken an info@klaus-pohlig.de