Crescendo 2
Der zweite Monoverstärker im vollständigen Selbstbau. Als Vorlage hat
der Crescendo 1 gedient. Dieser neue Verstärker wurde aber in vielen Details verbessert!
Er basiert ebenfalls auf einer durchgehend symmetrischen Schaltungstechnik. Der
Leistungsteil arbeitet mit Power-MOSFET's, von denen jeder einzelne eine Verlustleistung
von 100 Watt verträgt. Alle eingesetzten Bauteile sind unter streng definierten
Bedingungen ausgewählt und verarbeitet. Der Treiberteil arbeitet mit
Videoleistungstransistoren, die für eine extreme Schnelligkeit des Verstärkers
verantwortlich sind.
Der Ausgang der Endstufe ist mit einer DC-Schutzschaltung versehen, die bei Gleichspannungen von mehr als + oder - 1,2 V den Lautsprecher sofort von der Endstufe trennt um Schäden am Lautsprecher vermeiden. Im Fehlerfall wird dies durch eine LED angezeigt. Diese DC-Schutzschaltung greift in keiner Weise in das Audiosignal ein!
Außerdem wird der Ausgang jetzt durch eine Clippingkontrolle überwacht.
Diese Schaltung zeigt eine Übersteuerung der Endstufe sofort über eine extrahelle LED
an.
Clipping ist die Bezeichnung dafür, das Verstärker bei zu großer Eingangsspannung und fester Verstärkung eine Ausgangsspannung abgeben sollen, die größer ist, als die eigene interne Betriebsspannung. Das Ergebnis dabei ist ein Clippen des Ausgangssignals. Dies ist gefährlich für Lautsprecher und die können dadurch zerstört werden.
Die Endstufe wird von einer sogenannten Einschaltverzögerung
"sanft" eingeschaltet, damit nicht bei jedem Einschalten die Haussicherung
herausfliegt. Der Grund dafür liegt im Netzteil, das mit einem 500 Watt starken
Ringkerntrafo und den nachfolgenden hochkapazitiven Ladeelko's ausgestattet ist. Ein
Ringkerntrafo hat die nachteilige Eigenschaft einen sehr niedrigen Innenwiderstand zu
besitzen und der sorgt für einen entsprechend hohen Einschaltstrom! Aber eben dieser
niedrige Innenwiderstand bietet auch den Vorteil, daß im Inneren des Trafos die Verluste
kleiner werden (was man gerne in Kauf nimmt). Die Ladeelko's tun ein Übriges zum hohen
Einschaltstrom.
Die Einschaltverzögerung wurde mit einem sogenannten Countdownzähler ausgestattet der von 9 auf 0 im Sekundentakt abwärts zählt. Dies wird mit einem sichtbaren 7-Segmentdisplay angezeigt, und wenn der Zähler nach 9 Sekunden den 0-Stand erreicht hat, ist der Verstärker betriebsbereit und der Lautsprecher wird mit dem Verstärker verbunden (sofern nicht irgend ein Fehler dies verhindert). Die 0-Anzeige dient ab jetzt als Betriebsanzeige.
Der Countdownzähler versorgt nebenbei die Einschaltverzögerung. Für die ersten drei Sekunden liegt der Ringkerntrafo nach einem in Reihe geschalteten Lastwiderstand nur an etwa der Hälfte der Netzspannung. Diese Maßnahme sorgt dafür, das sich die Einschalt-Stromspitze auf ein verträgliches Maß begrenzen läßt. Nach ca. 3 Sekunden wird der Ringkrentrafo auf die volle Spannung von 230 V~ gelegt. Jetzt werden die Elko's erst so richtig aufgeladen.
Das Netzteil wurde gegenüber dem Crescendo 1 mit einem Elko-Drossel-Elko
Netzwerk ausgestattet. Nach dem Gleichrichter folgen zunächst zwei Elko's mit je 900 µF,
gefolgt von einer Drossel. Erst jetzt kommt eine Kombination mit Elkos von insgesamt
10800µF. Direkt auf der Platine befindet sich dann noch einmal ein Elko, der vor Ort für
eine zusätzliche Stabilisierung sorgt. Alle Angaben über Elko's und Drosseln verstehen
sich pro Spannung und Kanal. Dies hat in zweierlei Hinsicht Vorteile:
1. Der im Leerlauf bestehende Restbrumm bedingt durch einen sehr großen Ruhestrom wurde so stark reduziert, das er faktisch nicht mehr hörbar ist (auch nicht bei Boxen mit hohem Wirkungsgrad).
2. Als angenehmer Nebeneffekt wurde damit die Betriebsspannung noch mal stabilisiert. Dadurch ist die Ausgangsleistung noch einmal ein wenig angestiegen. Dies macht sich besonders an niederohmigen Lasten bemerkbar. Vergleichen Sie mal die Leistungen der ersten und der zweiten Endstufe.
Der Verstärker arbeitet mit einem so hohen Ruhestrom, sodaß sich dadurch ein "Klasse A" Betrieb bis zu 20 Watt realisieren läßt. Die damit verbundene höhere Betriebstemperatur erfordert natürlich eine verbesserte Wärmeabfuhr!
Der Eingang ist in einer herkömmlichen vergoldeten Cinchbuchse ausgeführt, während der Ausgang mit starken Polklemmen versehen ist.
Dieser Monoendverstärker arbeitet mit einer absolut symmetrischen Schaltungstechnik.
Der Vorteil dieser Schaltungstechnik ist der äußerst homogene und räumliche Klang, den
der Verstärker hier an den Tag legt. Selbst bei hohen Leistungen kommt diese Endstufe
nicht aus der Ruhe. Sie klingt auch dann noch nicht gepresst. Das ist sicher auch auf das
vernünftig dimensionierte Netzteil zurückzuführen.
Die Verdrahtung der Stromversorgung der Endstufe ist mit 2,5mm² ausgeführt, was bei Betrachtung der Verluste auf den kurzen Wegen innerhalb der Endstufe absolut ausreicht.
Zum Vergleich: In den Hausleitungen mit 230 V~ an den herkömmlichen Steckdosen liegt auch nur ein Querschnitt von 1,5 mm², und der reicht bekanntlich bis zu 3600 Watt oder 16 A in der Absicherung des Steckdosenkreises. Und hier werden oft weit längere Strecken ohne Probleme überwunden. Zugegeben, wenn hier mal ein paar Volt von 230 Volt fehlen ist das nicht so kritisch.
Dagegen ist die Leitung zwischen der Cinch-Eingangsbuchse und dem Verstärkereingang
auf der Platine mit "4 x 0,75mm²" ausgelegt (siehe dickes blaues Kabel im
Bild). Der Grund ist hier aber nicht der hohe Strom (der sowieso nicht vorhanden ist),
sondern die symmetrische, in Kreuzungsform angeordnete Lage der abgeschirmten Innenleiter.
Diese Anordnung sorgt für ein hervorragendes Klangbild mit zusätzlicher Räumlichkeit.
Auch der Skineffekt wird hier positiv unterstützt.
In Brückenbetrieb mit zwei identischen Endstufen ereicht das Verstärkerpaar die gewaltige Ausgangsleistung von 800 W Sinus an 8 Ohm (statische Last). Der 4-Ohm-Betrieb ist damit allerdings nicht mehr zu empfehlen.
Die Endstufe arbeitet in Klasse A mit einer Ausgangsleistung bis 20 W Sinus an 8 Ohm (statische Last), über 20 Watt wechselt die Betriebsart nach Klasse A-B / B
Technische Daten
Betriebsspannung | +/- 71V | |
Ausgangsleistung | 225 W Sinus an 8 Ohm | (statische Last) |
Ausgangsleistung | 400 W Sinus an 4 Ohm | (statische Last) |
Leistungsbandbreite | 4 Hz - 250 kHz | |
Frequenzbereich | 4 Hz - 250 kHz | |
Anstiegsgeschwindigkeit | 120 V/µs | |
Verzerrungen | > 0,0015 % bei 20 Hz - 20 kHz | |
Dämpfungsfaktor | < 400 |
Anmerkung: Der Ursprung dieses Verstärkers liegt in einer älteren aber immer noch sehr guten Schaltungstechnik aus dem ELEKTOR-LABOR in Aachen.
Anregungen und Kritiken an info@klaus-pohlig.de