Wangine WFA 220 Stereoendstufe
Es muss nicht immer teuer sein, wenn es gut sein muss. Diese Aussage scheint einen Widerspruch in sich zu bergen. Was "billig" ist, kann ja nicht gut sein. Im Umkehrschluss gilt dann ja wohl: nur Teures kann gut sein! Aber dass es auch anders rum gehen kann, will niemand so recht wahr haben. Dass das sehr wohl so geht, glauben die wenigsten, weil sie schlicht den Vergleich scheuen oder Angst vor der Wahrheit haben. Da reden alle immer nur von den besten, stärksten und folglich auch unbezahlbaren Endstufen, aber dass es auch mal deutlich preiswerter (nicht billiger!) geht, wollen die meisten nicht wahr haben.
Wer aber den "Mut" hat, mal über den Tellerrand hinaus zu schauen, wird manchmal positiv überrascht sein. So ist es auch mir gegangen. Die Marke Wangine ist eigentlich schon sehr lange auf dem Markt und ich habe schon in den 70er Jahren diese Marke gekannt und damals einen Vollverstärker davon gekauft, weil ich mir die Traummarken, wie Accuphase & Co nicht leisten konnte. Schon damals war ich angenehm überrascht, was in so einem "Billigprodukt" doch tatsächlich verbaut war.
Da hatte selbst der Vollverstäker schon ein echtes Dual-Mono-Netzteil, was selbst für damalige Verhältnisse eher ungewöhnlich war. Dass der dann auch noch gut im Klang war, hat mich erst recht überzeugt. Von da an war mir klar, dass diese Marke gar nicht so "billig" sein konnte. Da wurde doch tatsächlich viel Qualität und guter Klang für wenig Geld angeboten. Aus dieser Erfahrung von damals habe ich das gute Gefühl bis heute nicht vergessen.
Heute kann man solche Teile nur noch gebraucht erwerben, da sie so nicht mehr gebaut werden. Tja und so ist es denn auch gekommen, dass ich beim Stöbern in den Märkten eben wieder auf die Marke Wangine gestoßen bin und da hat mich doch ein "Bolide" angelacht, der mich in der Optik verdächtig stark an Accuphase erinnerte. Also habe ich mir das Ding erstmal genauer angesehen, da ich dieses Modell bislang gar nicht kannte.
Hier ging es um den oben angedeuteten WFA-220, eine reine Endstufe mit reichlich Power, einer ansehnlichen Optik, einem Audio-Spectrumanalyser und noch einige nette Extras. Was mich dabei am meisten gereizt hatte, war die relativ hohe Leistung, verpackt in eine schicke Optik. Mit 2 x 250 / 350W an 8 / 4 Ohm hat mir die Leistung sehr imponiert und ich begann sofort zu überlegen, ob sich diese Endstufe in meiner Anlage gut integrieren lassen würde.
Interessant war das Ganze schon, aber ich hatte keinerlei Preisvorstellungen von dem Ding. Also habe ich da erstmal still beobachtet, was da so zusammen kommen würde. Da ich den Schlusspreis als sehr reizvoll empfand, habe ich mir nun vor genommen, einen solchen Verstärker zu erwerben und mich von seinen klanglichen Fähigkeiten zu überzeugen. Gesagt getan. Das Ding wurde gekauft und dann die ersten Messungen damit gemacht.
Die aber haben mich fast umgehauen. Die propagierten Daten in Sachen Leistung waren dann doch sehr untertrieben (man könnte fast meinen, man hätte einen Accuphase vor sich!). Die von mir gemessenen Werte waren mit 2 x 350 / 480 W an 8 / 4 Ohm haben eine mehr als deutliche Sprache gesprochen, der ich mich fortan nicht mehr entziehen konnte. Und das, obwohl ich inzwischen schon so Accuphase verwöhnt war!
Die Aussteuerung wird hier mittels eines Spectrumanalysers durchgeführt, was für mich zwar zunächst eine kleine Umstellung bedeutete, aber ich habe mich recht schnell daran gewöhnt. Die Empfindlichkeit der Anzeige kann in 4 Stufen eingestellt werden oder sogar ganz abgeschaltet werden. Da hier nur ein Analyser insgesamt zur Verfügung steht, hat man die Wahl ,ob man nur den linken, den rechten Kanal oder beide als Gemisch angezeigt bekommen möchte.
Eine für mich sehr wertvolle Eigenart dieser Endstufe ist das für mich sehr wertvolle Dual-Mono-Netzteil. Dessen Trafos und Elkos im Grunde nicht all zuviel versprochen haben. Was dann aber tatsächlich hinten raus kam, hat mich dann doch verwundert. Da das Netzteil beim Einschalten auch ganz nett was aus der Steckdose fordert, ist vom Werk aus schon eine Einschaltstrombegrenzung vorgesehen.
Ein weiterer netter Punkt ist der integrierte schaltbare Leistungsbegrenzer. Dabei wird die Ausgangsleistung auf max. 100 W begrenzt. Sobald diese am Ausgang überschritten wird, schaltet der Verstärker sofort und zuverlässig die Lautsprecher ab. Für die Lautsprecher sind zwei Gruppen getrennt voneinander schaltbar. Das ist z.B. bei Vergleichssessions sehr nützlich. Der Eingangspegel ist pro Kanal mit getrennten Pegelreglern kontrollierbar. Bitte nicht vom zusätzlichen Schalter auf der Front (Phone) irritieren lassen. Der ist bei diesem Gerät für ein zweites Paar Cinchbuchsen als zweiter Eingang schaltbar vorgesehen. Die Phone Buchse habe ich nie gebraucht und so wurde der Platz für den Schalter "modifiziert".
Um es kurz zu machen (naja, nicht wirklich). Ich habe mir dann noch einen zweiten WFA-220 zugelegt und nun beide in meinem System als reine Bassverstärker zum Einsatz gebracht. Dabei habe ich aber von jedem Verstärker nur einen Kanal eingesetzt. Das hat so seinen Grund und ist im Moment auch ok so. Später, so ist es jedenfalls geplant, sollen die WFA-220 als reine und echte Ein-Kanal-Monoendstufen arbeiten, wozu die beiden internen Endstufen zusammen geschaltet werden. Das gibt dann zwar nur noch einen Kanal pro Endstufe, aber die hat dann auch neue Werte zu bieten, die ich ursprünglich gefordert habe.
Damit soll die Endstufe tatsächlich 2-Ohm-tauglich sein und bei einer Belastung von 2,66 Ohm absolut stabil laufen, ohne jemals in Bedrängnis zu kommen. Die Kanaltrennung wird so deutlich verbessert und bedingt durch das nun doppelt so starke Netzteil auch weit mehr Kontrolle über die Bässe bekommen. Da der Innenwiderstand der Endstufe nun auch geringer wird, steigt folglich auch die Ausgangsleistung bei gleichem Widerstand der Boxen. Damit wird der gesamte Verstärker auch hochwertiger und dementsprechend muss dann auch an den Innereien einiges nachgebessert werden.
Warum wird hier gerade von "2,66" Ohm geredet? Den Zusammenhang und die damit einhergehende positive Erfahrung mit den WFA-220 will ich hier mal kurz anreißen. Wie an anderer Stelle beschrieben, besitze ich die Infinity RS1B, die ihrerseits aus 4 Säulen besteht. Die Basssäulen selbst werden dabei vollaktiv gefahren und beinhalten 6 Bässe zu je 4 Ohm. Deren innere Beschaltung sorgt dafür, das die Impedanz bei ca. 2,66 Ohm liegt. Nun ist es mit den WFA-220 so, dass ich diese mit je nur einem Kanal im Normalzustand an eben diesen Bässen betreibe.
Der Aufmerksame Leser wird hier schnell merken, dass das mit den Wangines eigentlich gar nicht gehen kann oder darf. Der Grund: die Wangines dürfen "nur" bis 4 Ohm / Kanal belastet werden! Nun habe ich aber unter Missachtung der Vorgaben trotzdem die Bässe mit ihren 2,66 Ohm daran betrieben und das mit nicht gerade zimperlichen Leistungen! Normalerweise sollte man hierbei erwarten, das die Endstufen mit einer derartigen "Überlastung" in große Probleme kommen sollte. Dem aber ist bis heute nicht so! Im Gegenteil. Die WFA-220 gehen mit dieser Belastung sehr souverän um und es scheint ihnen überhaupt nichts aus zu machen. Das ist für mich ein sehr wichtiger Grund mehr, diese Endstufen zu betreiben.
Die oben angegebenen Umbaumaßnahmen stehen derzeit noch aus, weil ich dazu auch etwas Zeit und Muße brauche. Es werden auf jeden Fall noch einige Verbesserungen im Innenleben zugunsten der Gesamtqualität und der elektrischen Stabilität vor genommen. So kommen neue Polklemmen und Eingangsbuchsen zum Einsatz. Die Lautsprecherrelais werden durch deutlich stärkere Typen ersetzt. Die innere Verkabelung wird an die neue Situation angepasst, das Netzteil bekommt neue und größere Elkos und man kann zukünftig dank der beiden Eingangsbuchsen (Links + Rechts) auch zwei Eingänge wählen, da es ja nur noch einen Kanal gibt. In einem vorläufigen Test mit einem "Prototyp" macht sich der Wangine schon mal ganz gut. Im Bild links ist der äußere Eindruck schon mal zu erahnen. Rechts ein Teil des zukünftigen Innenlebens. Der Analyser wird dann auch nur noch einen Kanal anzeigen müssen, so dass auch hier die Umschaltung überflüssig wird.
Klanglich kann ich bisher nur sagen, dass sich die WFA-200 ganz hervorragend im Bass der RS1B machen. Ich habe sie bisher noch nicht dazu gebracht, wegen Überlastung ab zu schalten. Das zeigt schon, wohin die Reise geht. Im Mittelhochton steht eine klangliche Bewertung noch aus, wird aber später nach gereicht. Wenn man sich jetzt noch den Preis (ca. 160,- Euro in 2010) für so eine WFA-220 ansieht, dann muss man sich ernsthaft fragen, wie der Hersteller das gemacht hat. Für den Preis ist jedenfalls kaum eine ernst zu nehmende Konkurrenz auf dem Markt zu finden.
Die bisherigen Accuphase M-60 sind nun einer anderen Verwendung zugeführt worden. Dort können sie dann auch ihre Fähigkeiten erneut unter Beweis stellen. Das ist eine neues Projekt in meiner Anlage.
Anmerkung: es werden noch weitere Bilder mit mehr Details und von der Umbaumaßnahme folgen.
Technische Daten:
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