Infinity F.E.T. Preamplifier
An dieser Stelle möchte ich mal ein besonders seltenes Exemplar eines Vorverstärkers vorstellen. Die wenigsten dürften wissen, dass es auch vom Lautsprecherhersteller Infinity einige Ausreißer gab. Dazu gehört dieser wirklich in jeder Hinsicht ungewöhnliche Vorverstärker. Er wurde in sehr limitierter Stückzahl gebaut. Nach meinen Informationen wurden von diesem Modell weltweit nur 200 Stück verkauft.
Den meisten Infinity Freunden dürfte das noch gar nicht bekannt sein, dass Infinity auch mal einen Vorverstärker angeboten hat. Dieser Vorverstärker wurde ca. Mitte / Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre gebaut. Er ist meines Wissens der einzige Vorverstärker, den Infinity je gebaut hat. Belehrt mich eines Besseren, wenn es noch andere Vorverstärker gibt und gebt mir dann aber auch die passenden Infos und Bilder dazu. Danke. Der F.E.T. Preamp ist eine Vorstufe passend zur Swamp-Endstufe. Der F.E.T. Preamp wurde etwa zeitgleich und im gleichen Design wie der Swamp gebaut. Diese beiden Geräte haben sich gegenseitig ergänzt.
Fangen wir mal mit der Geschichte an, wie ich zu diesen seltenen Exemplar gekommen bin. Ich wusste schon länger, dass es dieses Edelteil gibt, jedoch war es immer sehr schwierig, daran zu kommen. Ich habe seit Jahren danach gesucht und bin letztlich, wie sollte auch anders sein, in USA fündig geworden. Der Preis war auch für amerikanische Verhältnisse relativ hoch, aber wenn man den Seltenheitswert betrachtet, ist das wohl auch normal.
Ich habe den F.E.T. Preamp in einem desolaten Zustand bekommen und durfte erst mal eine gründliche Reinigung daran vornehmen. Dann sollte es an den ersten Test gehen, der aber sofort unterbrochen werden musste. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass dieses Gerät nicht für den europäischen Markt gebaut wurde. So konnte das Gerät nur an 110V betrieben werden, schon wegen des originalen US Steckers.
Da ich aber für solche Fälle bestens gerüstet bin, habe ich meinen 220 V - 110V Adapter raus geholt und konnte so zumindest den ersten Probelauf starten. Was als erstes negativ aufgefallen ist, war die sehr unregelmäßige Beleuchtung der Frontplatte. Stellenweise fehlten einige Bereiche komplett während andere Bereiche unterschiedlich hell beleuchtet waren. Hier musste also erst mal eine Bereinigung der Situationen vorgenommen werden.
So habe ich als erstes das Netzteil in Angriff genommen. Hier galt es heraus zu finden, ob ein Umbau auf 230 V überhaupt möglich war. Das erste Problem dabei war, dass es keinen Netzspannungsumschalter gab. Somit blieb mir der bequeme Weg der Umstellung verwehrt. Also Umbauen war angesagt. Da der Netztrafo "netterweise" zwei parallel geschaltete Primärwicklungen hatte, war für mich der Weg zum Umbau geebnet. So habe ich die Primäranschlüsse komplett aufgetrennt und danach neu verkabelt. Der Step war gewonnen und fortan könnte der Preamp an 230 V laufen.
"Könnte"! Und da kam schon das nächste Problem. Der Powerschalter ist nicht, wie sonst üblich einfach nur ein Schalter, der den elektronischen Innereien Strom anbietet. Hier ist ein simpler Taster, den man nur kurz antippt und damit das Gerät einschaltet. Das aber geschieht dann ersatzweise mit Hilfe eines sehr einfachen bistabilen Relais, welches unmittelbar beim Drücken des Tasters die Primärspannung vom Netzt zugeführt bekommt. Dieses Relais ist aber nur für 110 V ausgelegt und somit nicht an 230 V zu betreiben. Würde man das trotzdem machen, hätte die Spule des Relais nur eine Restlebensdauer von wenigen Sekunden. Dann würde sich das Relais mit einer unansehnlichen Rauchfahne verabschieden und fortan seinen Dienst verweigern.
Damit dies aber nicht passiert, musste Abhilfe geschaffen werden. Dabei aber zeigten sich gleich mehrere Probleme. 1. dieses Relais ist bereits über 30 Jahre alt und wird somit nicht mehr hergestellt und der Hersteller selbst ist mangels Beschriftungen auf dem Relais auch nicht mehr heraus zu finden. Dazu kommt noch die "Gemeinheit", dass dieses Relais nicht nur 1 oder 2 Kontakte hat. Nein, es sind gleich 8 Kontakte. So etwas ist erst recht nicht mehr zu bekommen - auch nicht bei neueren Modellen. Was also machen, damit es dennoch weiter geht?
Die Lösung braucht etwas elektronische Erfahrung und ein wenig Rechenarbeit. Da das Relais selbst noch einwandfrei funktioniert (an 110 V) und die Spule auch weiterhin nur 110 V bekommen darf, musste ich "irgendwie" die überschüssige Spannung von 110 bis 230 V los werden. Also habe ich die Spule selbst ausgemessen, den Wert auf 230 "hochgerechnet" und einen passenden Ersatz, quasi als zweite, gleichwertige Spule dazu geschaltet. Somit bekommt die Spule auch weiterhin nur 110 V, obwohl nun 230 V angelegt werden. Dann wurde noch schnell der US-Netzstecker gegen einen europäischen Typ getauscht, die Netzsicherung entsprechend geändert und schon konnte es losgehen.
Damit konnte das Gerät schon mal direkt an 230 V betrieben werden, ohne dafür einen Adapter zu bemühen. Der Schritt war also gewonnen. Nun konnte ich mich der Beleuchtung widmen. Das aber wurde zu einem recht heftigen Unterfangen.
Zuerst wurde die komplette Frontplatte samt dahinter liegendem Prisma für die Beschriftung und der Farbfilterscheibe demontiert. Dazu mussten auch die sehr wuchtigen Bedienknöpfe aller Regler abgenommen werden. Hierbei fiel auf, wie schwer schon diese Knöpfe sind. Alleine der Knopf für die Lautstärkeregelung wiegt 125 g! Die Frontplatte (der Metallteil) wiegt selbst gerade mal 1,2 kg! Dieser F.E.T. Preamp wurde quasi wie ein Panzer scheinbar für die Ewigkeit gebaut. Da wurde noch einen richtige Materialschlacht geschlagen. Früher ging so etwas noch, aber heute ist das nicht mehr denkbar.
Nachdem ich nun alles offen gelegt habe, konnte ich auch schon erkennen, warum die Beleuchtung so unregelmäßig war. Da waren unter Anderem einige der Glühlämpchen bereits durch gebrannt und die, die noch leuchteten, wurden im Verlauf der Zeit so heiß, dass sie das Prisma, "in" dem sie montiert waren regelrecht braun verfärbt. "In" dem sie montiert waren, bedeutet, dass in dem Prisma für die Lämpchen Bohrungen eingebracht wurden. Damit konnte das Licht in dem Prisma verteilt werden und somit die Beschriftungen lesbar werden.
Nun wollte ich die defekten Lämpchen auswechseln, was sich aber als unlösbar darstellte, weil diese alten Typen nicht mehr zu beschaffen waren zumal auch keinerlei Beschriftung mehr zu lesen war. So wurde ich gezwungen, eine Ersatzlösung zu finden. Neue Lämpchen würden auch in Zukunft wieder heiß und damit das Prisma weiterhin schädigen. Da die Bohrung, welch ein Zufall einen Durchmesser von 3 mm haben, bot sich hier die Möglichkeit an, als Ersatz einfach LED's zu verwenden.
Gesagt, getan. Aber ganz so einfach war das dann auch wieder nicht. Damit die LED's auch eine sinnvolle Beleuchtung bieten können, musste ich zunächst mal alle Bohrungen von der "Bräunung" befreien. Dabei zeigten sich einige der alten Lämpchen beim Ausbau derart "anhänglich", dass sie ohne Beschädigung nicht demontiert werden konnten. Das war dann aber auch egal, weil sowieso ein Ersatz herein sollte. Nachdem ich also alle Bohrungen so gut es noch ging gereinigt hatte, konnten die LED's eingepasst werden.
Da aber LED'S nur an Gleichspannung flimmerfrei arbeiten können, musste deren Stromversorgung von Wechselspannung auf Gleichspannung umgestellt werden. Das ist für mich als Elektroniker ja kein Problem. Glücklicherweise ist der Verbrauch gegenüber den Vorgängern doch sehr moderat, so dass hier das Netzteil auch keine Probleme bekommen sollte. Ein angenehmer Nebeneffekt ist die Betriebstemperatur der LED's. Diese werden ja überhaupt nicht mehr heiß, und bringen einen weiteren Vorteil mit sich. Für die LED Farbe habe ich hellweiß gewählt, weil diese Farbe auch beim Durchleuchten durch die Farbfilterscheibe eine optimale Ausleuchtung gewährleistet.
Nachdem ich den kompletten Umbau der Beleuchtung fertig hatte, kam dann endlich die erste "Erleuchtung". Ein wunderschöner sehr eleganter Anblick hat sich mir beim ersten Einschalten geboten. Aber die folgenden Bilder sprechen für sich und ich brauche das wohl kaum noch kommentieren.
Der nächste Schritt war nun ein erster Hörtest und darauf war ich sehr gespannt. So ein altes Gerät hatte ich aus heutiger Sicht noch nie gehört. Also habe ich aus Sicherheitsgründen zunächst nur einen Kopfhörer an die vorhandene Buchse gesteckt. Bei einem so alten HiFi Gerät hatte ich mich auf ein gut hörbares Rauschen oder Brummen eingestellt. Dem war aber gar nicht so! Da hat fast nichts gerauscht oder gebrummt. Ich konnte es kaum glauben, was Infinity da vor rund 30 Jahren auf die Beine gestellt hat.
Jetzt wurde es natürlich interessant, wie sich das alte Schätzchen wohl klanglich machen würde. Da ich bisher schon über Jahre von Accuphase verwöhnt war, habe ich diesen Klang auch für mich als Referenz heran gezogen. Was soll ich groß sagen? Da hat sich so gut wie nichts an Unterschied gezeigt. Das klingt vermutlich sehr unglaubwürdig, ist aber so.
Dieser 30 Jahre alte Infinity F.E.T. Preamp klingt, wie eine sehr gute Vorstufe von Accuphase C-260. Es gab nur geringste Abweichungen, wirklich nur Nuancen. Die Höhen, so meine ich, sind einen Ticken schärfer. Es kommt auch sehr auf die Aufnahmen an. Diese Schärfe, wenn man bei diesen Nuancen davon reden darf, hat aber auch eine ausgezeichnete Räumlichkeit und mühelose Frische. Im Präsenzbereich haben die beiden Kontrahenten quasi keinen Unterschied! Das Klangbild ist immer lebendig, durchsichtig und vor allem sehr neutral. Im Bassbereich habe ich den Eindruck, dass hier die typisch amerikanísche Eigenschaft der leichten "Basslastigkeit", die aber absolut nicht negativ verstanden werden darf. Der Bass kommt über den Infinity leicht "fülliger", aber nicht aufgedunsen.
Um es mit der Klangbeschreibung mal kurz zu machen, möchte ich sagen, dass der F.E.T. Preamp für dieses Alter offenbar eine dermaßen ausgereifte Technik beherbergt, die wohl Ihresgleichen sucht. Der Klang kann auch heute noch so manchem modernen HiFi Gerät das Leben schwer machen, wenn er es nicht sogar glatt an die Wand spielt. Ich kann aus meiner derzeitigen Sicht nur sagen, dass ich ehrlich nicht mehr weiß, welcher der beiden Preamps mir besser gefällt. So habe ich mich entschlossen, einfach beide gleichzeitig behalte und wahlweise betreibe, je nach dem, wozu ich mehr Lust habe.
Das Innenleben zeigt ein für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich aufgeräumtes Bild. Es gibt in dem F.E.T. Preamp nur drei Platinen, auf denen alle notwendige Elektronik samt Netzteil untergebracht ist. Lediglich der Netztrafo ist aus Gründen der Abschirmung gegen Brummen in einer Ecke in einer rundum mit Stahlblech geschlossenen Kammer verstaut. Dort befindet sich auch das Netzseitige Einschaltrelais. Die Hauptplatine trägt sämtliche Audioschaltungen, die hier sehr ordentlich und übersichtlich in kleine kanalgetrennte Gruppen aufgeteilt sind. Als großflächige Abschirmung ist die Hauptplatine doppelseitig ausgeführt. Damit wird eine sehr wirksame Brummunterdrückung erreicht.
Auf der Hauptplatine gibt es noch zwei weitere Platinen, die als "Huckepack" aufgesetzt sind. Eine davon nimmt die obere Druckschalterreihe auf, während die zweite Platine eine gesonderte Stromversorgung und einen zusätzlichen Spannungsverstärker speziell für das empfindliche MC-Phonoteil beinhaltet. Die Anschlussbuchsen an der Rückwand sind über ein Flachbandkabel, bekannt aus der Computertechnik, mit der Hauptplatine verbunden. Der Vorteil in diesem Kabel ist die ausgezeichnete Abschirmwirkung.
Kommen wir jetzt zur allgemeinen Beschreibung dieses wirklich außergewöhnlichen Vorverstärkers.
Die Frontpartie zeigt sich in einem absolut zeitlosen Design, das auch heute noch bei sehr vielen Hifi Liebhabern sehr gut ankommt. Was hier unverkennbar ins Auge fällt, sind die massiven Holzseitenteile, die in der damaligen Zeit nicht nur eine Mode Erscheinung waren. Sie geben der gesamten Optik ein besonders edles Erscheinungsbild. Das gilt auch heute noch. Aber da ist ja auch noch die massive Frontplatte aus Spritzguss, die alleine schon 1,2 kg wiegt. Sie wurde auf der Frontfläche mit einem eleganten Bürstenschliff versehen, der auch heute noch viele Hifigeräte verziert. Die obere Abdeckplatte besteht aus einem 1,2mm starken Stahlblech mit einer grob strukturierten schwarzen Lackierung.
An der Front gibt es diverse Bedienelemente, die für den Powertaster, die Eingangswahl, Loudness, Filter, Betriebsmodi etc. vorgesehen sind und natürlich die üblichen Klangregler, Balance und Volume. Ein Kopfhöreranschluss ist ebenfalls an der Front vorgesehen. Die Funktionsanzeigen leuchten in einem edlen Blau. Es gibt diesen Preamp auch mit einer roten Beleuchtung. Der Powertaster oder Ein- Ausschalter ist, wie der Name schon treffend sagt, "nur" ein Taster. Kein Schalter, wie man es sonst gewohnt ist. Der Taster schaltet im Inneren ein bistabiles Relais ein bzw. aus.
Die Bedienelemente auf der linken Hälfte sind für die Einganswahl und die verschieden Betriebsmodi vorgesehen. Während die Eingangswahl noch ganz normal bestückt ist, bietet sich bei der Wahl der Betriebsmodi doch eine große Auswahl an. So stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung: Stereo, Stereo Reverse, Mono, nur Links (auf beiden Kanälen), nur Rechts (auf beiden Kanälen). Daneben gibt es natürlich noch die für die damalige Zeit üblichen Rumpel- und Rauschfilter und eine abschaltbare Klangregelung. Was bei den Eingängen und der Modusauswahl geschaltet ist, wird mit den darüber bzw. darunter liegenden Beschriftungen illuminiert.
Die rechte Hälfte der Front ist ausschließlich für die 4 Regler, die Kopfhörerbuchse und den Powerschalter vorgesehen. Über die damals üblichen Bass- und Höhenregler muss man wohl nicht sonderlich viel sagen. Das gleiche gilt für den Balance- und Lautstärkeregler. Was mir bei den Reglern aufgefallen ist, verdient einen besondern Respekt. Selbst nach 30 Jahren gibt es nicht die geringsten Kratzgeräusche während dem Regelvorgang! Ebenfalls auffällig ist, dass die einzelnen Knöpfe unglaublich schwer sind. So wiegt alleine der Lautstärkeknopf ganze 128 g. Die Schalter und besonders die Regler sind für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich solide und zugleich robust ausgelegt. Da wackelt oder klappert nichts!
Die Rückseite des Preamps ist auch nicht von Pappe. Hier werden eine Menge Ein- und Ausgangsbuchsen angeboten. So werden im Phonobereich gleich zwei Eingänge angeboten, wovon der Eingang 2 auch für MovingCoil Tonabnehmer vorgesehen ist. Dieser kann auf der Rückseite per Druckschalter zwischen MM und MC umgeschaltet werden. Dann gibt es, für die damalige Zeit üblich, zwei Tapeein- und Ausgänge. Die Preampausgänge sind gleich zweimal vorhanden, was den Betrieb von Bi-Amping erleichtert. Was an den Anschlüssen auffällt, ist die Tatsache, dass hier nicht, wie allgemein üblich, oben der linke Kanal und unten der rechte Kanal angeordnet sind, sondern alles umgekehrt ist. Wenn man diese Besonderheit beachtet, stellt das aber kein Problem dar.
Der komplette F.E.T. Preamp ist scheinbar für die Ewigkeit wie ein Panzer gebaut. Alles - und ich möchte das noch einmal betonen - ALLES ist sehr robust und solide gefertigt worden. Die massive Frontplatte, das dicke Blechmaterial, die massiven Holzseitenteile, die Knöpfe und auch der komplette Gehäuserahmen sind sehr stabil zusammen gebaut. So etwas gibt es heute nicht mehr! Die gesamte Erscheinung dieses zeitlos eleganten Vorverstärkers ist von durchgehend hoher Qualität bestimmt und braucht sich auch im Vergleich mit moderneren Geräten nicht zu verstecken. Hier ist eben der typische Klassiker der 70er Jahre zu sehen, jedoch vermittelt er aus klanglicher Sicht eher die guten 80er Jahre. Wer dieser Aussage keinen Glauben schenken mag, der ist herzlich gerne eingeladen, sich von den beschriebenen Eigenschaften persönlich zu überzeugen.
Technische Daten: