Infinity ME-10D & ES-1 Electrostatic Headphone System

Den meisten Infinity Freunden dürfte das noch gar nicht bekannt sein, dass Infinity auch mal ein Kopfhörersystem mit Adapter und Elektrostatischem Kopfhörer angeboten hat. Dieser wurde nur in limitierter Stückzahl gebaut (500 Stück).

Das ES-1 Kopfhörer System beinhaltet eine komplett neue (für 1976) so genannte Niedrig-Massen Membran, die Mylar genannt wird. Diese folgt dynamischen Änderungen viel schneller und präziser als Polyester oder andere Elektrostatik Systeme. Das System besteht aus einem Kopfhörer und einer Elektrostatikversorgung im Stahlblechgehäuse und Walnussseitenteilen, in dem der Adapter ME-10D, die Stromversorgung und die Anpassungstransformatoren eingebaut sind. An der Frontplatte sind Ausgangsbuchsen für zwei Kopfhörer vorgesehen. Ein zweiter Kopfhörer war optional verfügbar. Der ES-1 ist ein offenes System. Mehr kann ich nicht dazu sagen.

An der Front des Adapters ME-D10 ist ein Drehschalter und eine Resettaste, deren Funktion ist zur Sicherheit des ES-1 vorhanden. Der Drehschalter bietet die Wahl zwischen normalem Lautsprecherbetrieb (Kopfhörer aus) und Kopfhörerbetrieb (Lautsprecher aus). Im Kopfhörerbetrieb wird das interne Netzteil auch erst ein geschaltet. Mit dem Resettaster wird die Schaltung direkt von dem Kopfhörer getrennt. Dies ist für den Fall der Überlastung des Systems vorgesehen und soll die empfindlichen Folien im Kopfhörer schützen. Das ES-1 System wurde passend zur damaligen Servostatic 1 (Elektrostatischer Lautsprecher) entwickelt und sollte diese ergänzen.

Nun bin ich selbst Besitzer dieses Systems und kann somit auch einen Erfahrungsbericht abgeben. Das Handling und der Anschluss ist denkbar einfach. Für den Betrieb sollte man einen hochwertigen Verstärker mit mindestens 50 W bei 8 Ohm verwenden. Die klanglichen Eigenschaften sind als ganz hervorragend zu bezeichnen. Das System ist bezogen auf das Alter sehr gut und rund abgestimmt. Die Bässe kommen für Infinity gewohnt wuchtig, aber nicht übertrieben oder gar aufgedunsen rüber. Der Mitteltonbereich und die Präsenz sind extrem durchsichtig und sehr fein gestaffelt. Sie sind keinesfalls nervend oder gar aufdringlich. Die Höhen sind extrem schnell, eben typisch für Elektrostaten, unglaublich sauber, quirlig und spritzig und sehr fein zeichnend, aber keineswegs spitz oder überschärft.

Ich hatte inzwischen auch die Gelegenheit, diesen ES-1 im direkten Vergleich mit einem Stax SR Gamma Pro zu hören und kann sagen, dass sich diese beiden Systeme nichts nehmen. Der Stax hatte bei mir den Eindruck hinterlassen, etwas weniger scharf in den Höhen zu spielen, was sicher kein Nachteil ist. Insgesamt konnten mich aber beide Systeme sehr überzeugen. Beide Systeme wurden im Vergleich an einer Accuphasekette, C-270V, DP-81L, P-500L betrieben.

Was mir persönlich nicht gefallen hat, sind die Anschlüsse für den Verstärker mit sehr dünnen Drähten. Diese waren obendrein auch noch viel zu kurz. Deshalb habe ich mich entschieden, diese zu entfernen und 1. durch längere OFC Kabel zu ersetzen, 2. die Anschlüsse für die Lautsprecher komplett zu entfernen. Dies aus dem Grund, dass ich ohnehin niemals hochwertige Lautsprecher über diese billigen Anschlüsse betreiben würde. Wenn der Kopfhörer optimal betrieben werden soll, dann bitte ganz für sich alleine und mit einem ganz eigenen Verstärker. Also habe ich das Original Signalkabel und die Anschluss Clips entfernt und die Klemmen durch eine Bananenbuchsenleiste ersetzt. Diese sind nun ausschließlich für den Kopfhörereingang bestimmt. Lautsprecher können somit nicht mehr angeschlossen werden, was auch ganz in meinem Sinne ist.

Damit habe ich die Option, beliebig lange und beliebig dicke Kabel zum bzw. vom Verstärker zu benutzen. Daneben kommt auch eine gewisse Ordnung ins Spiel. Wenn ich schon dabei war, habe ich auch gleich noch das Netzkabel durch ein deutlich längeres ersetzt, um so noch mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Das war ohnehin notwendig, weil hier noch das US Netzkabel dran war und das System nach dem Umbau von 115 auf 230 V nur über einen Adapter zu betreiben war. Das wiederum entspricht nicht den VDE-Vorschriften und hat bei mir keinen Platz. Durch die langen Kabel gibt es nun auch den Vorteil, dass ich das Speiseteil samt Kopfhörer an meinem Sitzplatz betreiben kann. Das war mit dem nur etwa 50 cm langen Originalkabel absolut nicht möglich. Das hat sich auch beim Vergleichstest mit dem Stax bestätigt. Bei dem Stax ist ebenfalls nur so ein kurzes Stück Kabel vorhanden. Das scheint mir so üblich zu sein, gefällt mir deswegen aber noch lange nicht. Daher ziehe ich die freie Wahl des Anschlusskabels deutlich vor. Diese Annehmlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen. Wie das Ganze nun aussieht, ist in den Bildern links und rechts zu sehen.

Einige technische Daten: