INFINITY Kappa 9A, die zweite
Tja, wie soll ich es sagen. Ich hatte ja früher schon einmal eine Kappa 9A, die mir aber schon nach kurzer Zeit von einem Freund abgeschwatzt wurde. Siehe dazu auch den älteren Bericht über meine erste Kappa 9A. Nun hat es mich aber doch wieder zu diesen Boxen hingezogen. Die Kappa 9A hat nun mal ihre Reize, denen auch nicht widerstehen konnte. Es hat also irgendwann ergeben, dass ich solche Kappas wieder in mein zu Hause bekam. Hier nun auch ein entsprechend ausführlicherer Bericht über diese Ausnahmeboxen.
Diese Kappa 9A von INFINITY sind
für mich nun das zweite Paar dieser Serie. Sie haben mir derart gut gefallen, das ich
ganz einfach nicht nein sagen konnte. Das galt auch unter der für mich günstigen
Vorraussetzung, dass der Preis durchaus akzeptabel war, sonst hätte ich das wohl
auch nicht gemacht. Die Optik war sehr gut erhalten, die Sicken waren bereits
gemacht und auch der empfindliche Polydom hatte bei diesen guten Stücken
keinerlei Schwächen. Der Transport war bei diesen Boxen im Gegensatz zu den
ersten Kappas eher sehr vorteilhaft, da ich sie quasi frei Haus geliefert bekam.
Damit hat sich die Schlepperei doch sehr in Grenzen gehalten.
Bei
diesen Boxen musste ich mit die Kenntnisse nicht erst noch erarbeiten, wie
damals alles für mich noch neu war. So konnte ich mit den bisherigen Erfahrungen
sofort ans Werk gehen, und die Kappas in Betrieb nehmen. So stand einem ersten Hörgenuss
dieser mir inzwischen schon gut bekannten Boxen nichts mehr im Wege. Einzig und alleine hatte ich noch Bedenken wegen der berüchtigten Niederohm-Tiefschläge der Kappa
machte mir auch weiterhin Sorgen. Dies deshalb, weil ich auch immer noch keine
wirklich geeigneten Endstufen dafür zur Verfügung hatte. Für den Anfang musste
die zu der Zeit einzig freie Endstufe Luxman M-02 herhalten. Dafür aber konnte
ich nun auch meine Infinity Vorstufe zum Einsatz bringen.
Als ich mir jedoch die ersten Hörversuche mit dem
Infinity FET Preamp Vorverstärker und den
M-02 Endstufen an diesen Boxen genehmigte, überkam mich ein wohliges Gefühl. Etwas derartiges
hatte ich bis dahin von einer Kappa noch nicht gehört. Der Bass war ungeheuer wuchtig, ohne aber zu dröhnen
oder gar aufdringlich zu werden. Er konnte das Fundament der Luxman M-02 auf glänzende
Weise darstellen. Entgegen meinen Erwartungen gab
es fast keine Probleme mit den Niederohm-Tiefschlägen der Kappa. Das aber spricht
für die Stabilität der Endstufe und deren Konzeption. Ich muss aber auch
dazu sagen, weil ich ja schon wusste, dass die M-02 diesen Impedanzen nicht
gewachsen war, das ich nicht übermäßig weit auf gedreht habe, um die Endstufen
zu schonen.
Die etwas ungewöhnlichen Kalotten im Tief-Mittel-Bereich (Bild links) hatten ein sehr harmonisches Klangbild.
Die riesige Kalotte des so genannten Polygraph ersetzt an der Stelle den sonst
üblichen Konus. Auch der darüber angeordnete Polydom ist ähnlich aufgebaut,
jedoch kommt der den herkömmlichen Kalotten schon näher. Seine Membran ist
dagegen aber sehr weich und entsprechend empfindlich. Verglichen mit den von mir bisher bekannten ESL-63
Elektrostaten kamen sie allerdings bei weitem nicht ganz so gut davon. Die
Polydomes spielen, je lauter sie werden um so aggressiver auf. Das allerdings
ist den Kappas insgesamt als negativ Punkt anzukreiden. Wer jedoch nicht so viel
Wert auf Natürlichkeit und Feingeist wert legt, ist mit den Kappas trotzdem sehr
gut bedient. Das etwas
schlechtere Abschneiden lag wohl eher in der verwendeten Technik gegenüber dem Elektrostaten. Dafür konnte mich aber der Hochtonbereich der Kappa 9A absolut überzeugen. Hier
wurden die von mir schon immer favorisierten Bändchen eingesetzt, was mir wiederum die
Bestätigung meiner Meinung gab. Um die Räumlichkeit der Kappas noch zu unterstreichen,
hat man bei Infinity ein zusätzliches Bändchen auf die Rückseite gesetzt (siehe Bild rechts).
Dabei sollte man aber einen gewissen Mindestabstand zur Wand einhalten (ca. 50-80 cm)
sonst ist der räumliche Effekt wirkungslos.
Was
den Bass angeht, hat sich Infinity ganz besonders ins Zeug gelegt. Hierzu sollte
man aber bei dieser Kappa 9A ein paar Hintergründe wissen, die auch zum
berühmten Nimbus von Infinity geführt haben. Da diese Boxen mit nur ca. 20 cm
Gehäusetiefe relativ "flach" sind, sehen sie zwar "hausfrauenfreundlich" aus,
jedoch werden sie so auch des enorm wichtigen Volumens für einen tief reichenden
Bass beraubt. Man kann die mechanisch akustische Physik eben nicht unterwandern.
Damit die beiden 30 cm Bässe in dem viel zu kleinen Volumen aber dennoch ihre
tiefen Frequenzen wiedergeben könne, wurde hier tief in die Trickkiste
gegriffen. So wurde in der Weiche eine spezielle Filterfunktion, ein so
genannter "Saugkreis" eingebunden, der dafür sorgt, dass nun trotz des zu
kleinen Gehäusevolumens ein gewaltiger Bass gespielt werden kann. Genau mit
diesem Filter aber hat man auch auch einen nicht zu unterschätzenden Nachteil
erkauft. Diese Filteranordnung hat nun auch die Eigenschaft, eine sehr niedrige
Impedanz bei den unteren Frequenzen zu erzeugen. Hier können bis zu 0,7 Ohm als
untere Impedanz auftreten. Das erfordert extrem stabile Verstärker, die damit
auch noch fertig werden.
Das
Anschlusspanel ist schön aufgeräumt und sehr übersichtlich gestaltet. Für einen noch besser klingenden Betrieb bietet die Kappa 9A
die Möglichkeit des Bi-Ampings oder gar Teilaktivbetriebs an. Dazu sind an der
Rückwand entsprechend trennbare Doppelpolklemmen vorhanden. Damit aber noch
nicht genug! Neben den Polklemmen finden sich gleich 4 Regler für eine
Feinjustierung der Frequenzen oberhalb von ca. 80 Hz bis hinauf an die oberste
Grenze der Übertragungsfähigkeiten dieser Boxen. Der Regelbereich selbst ist
nicht sonderlich groß, aber mit etwas Feingefühl kann man noch ein paar Nuancen
verändern. Das kann durchaus im gesamten Klangbild eine Verbesserung bringen.
Insgesamt gesehen ist die Kappa 9A einfach ein Hochgenuss und für Leute mit begrenztem Platzangebot ein hervorragender Spielpartner! Sie haben sich bei mir nicht unbedingt als "Feingeister" gezeigt, aber sie haben einen verdammt großen Spaßfaktor mit gebracht. Deshalb nenne ich die Kappas auch treffender weise "Funboxen", womit sie ihrem Charakter gerecht werden.
Technische Daten:
Nennleistung | 340 Watt |
Spitzenleistung | 1000 Watt |
Impedanz | 4 Ohm (ca. 0,7 Ohm im Extendmodus!) |
Frequenzbereich | 29 - 45000 Hz |
Frequenzübergänge | 90 / 700 / 5000 / 10000 Hz |
Abmessung B x H x T | 520 x 1500 x 200 mm |
Anregungen und Kritiken an info@klaus-pohlig.de