PIONEER TX-9800

pio-tx9800-k.jpg (7484 Byte)Der erste richtige hifitaugliche Tuner war der Pioneer TX-9800. Zur damaligen Zeit waren die 19" Rackgeräte eine Modeerscheinung. Also habe ich auch solch ein Teil bekommen. Dumm war nur, das ich zu der Zeit keine Rackblenden mit den passenden Griffen dazu bekam. So habe ich mir halt kurzerhand selbst welche gemacht. Dabei habe ich mich in der Optik am schon vorhandenen CT-F1000 Cassettendeck orientiert. Wenn man es nicht weiß, könnte man denken, das es Original dazu gehört. Sieht aber auch wirklich "naturgetreu" aus.

Nachdem die Optik mit Aluplatten und massiven Stahlgriffen angepasst war, hätte ich mich eigentlich der empfangenen Musik hingeben können. Aber ohne Antenne ist das schon ein schwieriges Unterfangen. Also bedurfte es auch noch einer sehr guten Antenne. Damals gab es noch keine Schüsseln oder Kabelnetze. Damit der Empfang möglichst immer optimal war, habe ich damals extra eine UKW-Antenne von Hirschmann mit großem Gewinn und zusätzlicher Rotorsteuerung angeschafft.

Diese Rotorsteuerung hatte aber leider nur einen Positionsknopf, mit dem ich dann immer bei einem Senderwechsel auch die Antenne neu ausrichten durfte. Das war nun absolut nicht mein Ding. Also habe ich wieder mal meine Denkbeule zu Höchstleistungen angefeuert. Das Ergebnis war eine mit 10 Positionen programmierbare Motorantenne. Man sollte hierbei wissen, das die gesamte "Programmsteuerung" immer noch analog war, so wie das Original, nur eben von 1 auf 10 Plätze erweitert. Mit der umgebauten Steuerung konnte damit ganz bequem zu jedem Sender auch die optimale Position angefahren werden. Natürlich hat das auch super funktioniert.

Kommen wir wieder zum eigentlichen Tuner. Er hat auch heute noch eine der höchsten, wenn nicht sogar die höchste Empfangsempfindlichkeit die mir bekannt ist: 0,45 µV. Diese Empfangsempfindlichkeit hatte einen entscheidenden Vorteil. Auch die schwächsten Signale konnten noch ausreichende Qualitäten liefern. Sobald aber etwas stärkere Sender eingestellt waren, konnte die Empfindlichkeit ihre Stärken beweisen. Hier kam der Empfang so stark, als wäre der Sender direkt vor der Haustür.

Die wunderschön gebürstete silberfarbige Aluminiumfrontplatte beherbergt ein fast über die gesamte Breite führendes Anzeigefeld mit einer beleuchteten Frequenzscala (siehe Bild links). Für vier Sender gab es an der Frontplatte einige Schiebereiter für die Positionsmarkierung der Lieblingssender. Im Bild rechts ist das komplette Innenleben zu sehen. Dort wird auch schnell klar, das mit diesem Tuner auch schon zur damaligen Zeit ein gewaltiger Aufwand getrieben wurde, der sich letztendlich gelohnt hat. Hier ist auch sehr schön der echte Drehkondensator zu sehen.

Auf der Rückseite wurden die üblichen und ein paar zusätzliche Anschlüsse für Antenne und Verstärker angeboten. Ansonsten gibt es da nicht viel spektakuläres. Links die gesamte Rückansicht und rechts die Antenneanschlüsse. Die Ausgangsbuchsen boten verschiedene Anschlussmöglichkeiten. Dazu gehörten die Audioausgänge in Cinch, einmal mit fester Ausgangsspannung und einmal mit variabler Ausgangsspannung. Der variable Audioausgang konnte von vorne bequem kontrolliert werden.

Die Bedienung war sehr einfach. Im Senderwahlknopf war ein Berührungssensor eingebaut. Sobald man den Senderwahlknopf auch nur berührte, hat der Tuner automatisch die AFC abgeschaltet, bis die gewünschte Frequenz eingestellt war. Erst nach dem Loslassen hat die AFC wieder übernommen. Die Berührungsempfindlichkeit des Senderwahlknopfes war mit einem Schalter auf der Rückseite in zwei Stufen schaltbar. Programmierbar war hier noch nichts. Es ist schließlich ein reiner Kondensatortuner der alten Garde.

Die großen Abstimmanzeigen waren sehr gut ablesbar und präzise. Das gesamte Gehäuse machte einen robusten Eindruck, was auch mit dem entsprechenden Gewicht bestätigt wurde.

Die klanglichen Eigenschaften würde ich mit klar und sehr fein zeichnend beschreiben und sind durchaus sehr angenehm und haben auch mich überzeugt. Ein seidig warmer Klang war damals nicht unbedingt Standard. Der TX-9800 kann aber auch heute noch mit den Highend Tunern mithalten. Für das Alter eine beachtliche Leistung. Kurz, es war schon zur damaligen Zeit ein Tuner mit der Tendenz zum highendigen.