PIONEER TX-9800
Der
erste richtige hifitaugliche Tuner war der Pioneer TX-9800. Zur damaligen Zeit
waren die 19" Rackgeräte eine Modeerscheinung. Also habe ich auch solch
ein Teil bekommen. Dumm war nur, das ich zu der Zeit keine Rackblenden mit den
passenden Griffen dazu bekam. So habe ich mir halt kurzerhand selbst welche
gemacht. Dabei habe ich mich in der Optik am schon vorhandenen CT-F1000
Cassettendeck orientiert. Wenn man es nicht weiß, könnte man denken, das es
Original dazu gehört. Sieht aber auch wirklich "naturgetreu" aus.
Nachdem die Optik mit Aluplatten und massiven Stahlgriffen angepasst war, hätte ich mich eigentlich der empfangenen Musik hingeben können. Aber ohne Antenne ist das schon ein schwieriges Unterfangen. Also bedurfte es auch noch einer sehr guten Antenne. Damals gab es noch keine Schüsseln oder Kabelnetze. Damit der Empfang möglichst immer optimal war, habe ich damals extra eine UKW-Antenne von Hirschmann mit großem Gewinn und zusätzlicher Rotorsteuerung angeschafft.
Diese Rotorsteuerung hatte aber leider nur einen Positionsknopf, mit dem ich dann immer bei einem Senderwechsel auch die Antenne neu ausrichten durfte. Das war nun absolut nicht mein Ding. Also habe ich wieder mal meine Denkbeule zu Höchstleistungen angefeuert. Das Ergebnis war eine mit 10 Positionen programmierbare Motorantenne. Man sollte hierbei wissen, das die gesamte "Programmsteuerung" immer noch analog war, so wie das Original, nur eben von 1 auf 10 Plätze erweitert. Mit der umgebauten Steuerung konnte damit ganz bequem zu jedem Sender auch die optimale Position angefahren werden. Natürlich hat das auch super funktioniert.
Kommen wir wieder zum eigentlichen Tuner. Er hat auch heute
noch eine der höchsten, wenn nicht sogar die höchste Empfangsempfindlichkeit die mir
bekannt ist:
0,45 µV. Diese Empfangsempfindlichkeit hatte einen entscheidenden Vorteil. Auch die
schwächsten Signale konnten noch ausreichende Qualitäten liefern. Sobald aber etwas
stärkere Sender eingestellt waren, konnte die Empfindlichkeit ihre Stärken beweisen.
Hier kam der Empfang so stark, als wäre der Sender direkt vor der Haustür.
Die
wunderschön gebürstete silberfarbige Aluminiumfrontplatte beherbergt ein
fast über die gesamte Breite führendes Anzeigefeld mit einer beleuchteten
Frequenzscala (siehe Bild links). Für vier Sender gab es an der Frontplatte
einige Schiebereiter für die Positionsmarkierung der Lieblingssender. Im
Bild rechts ist das komplette Innenleben zu sehen. Dort wird auch schnell
klar, das mit diesem Tuner auch schon zur damaligen Zeit ein gewaltiger
Aufwand getrieben wurde, der sich letztendlich gelohnt hat. Hier ist auch
sehr schön der echte Drehkondensator zu sehen.
Auf
der Rückseite wurden die üblichen und ein paar zusätzliche Anschlüsse für
Antenne und Verstärker angeboten. Ansonsten gibt es da nicht viel
spektakuläres. Links die gesamte Rückansicht und rechts die
Antenneanschlüsse. Die Ausgangsbuchsen boten verschiedene
Anschlussmöglichkeiten. Dazu gehörten die Audioausgänge in Cinch, einmal mit
fester Ausgangsspannung und einmal mit variabler Ausgangsspannung. Der
variable Audioausgang konnte von vorne bequem kontrolliert werden.
Die Bedienung war sehr einfach.
Im Senderwahlknopf war ein Berührungssensor eingebaut. Sobald man den
Senderwahlknopf auch nur berührte, hat der Tuner automatisch die AFC
abgeschaltet, bis die gewünschte Frequenz eingestellt war. Erst nach dem
Loslassen hat die AFC wieder übernommen. Die Berührungsempfindlichkeit des
Senderwahlknopfes war mit einem Schalter auf der Rückseite in zwei Stufen
schaltbar. Programmierbar war hier noch
nichts. Es ist schließlich ein reiner Kondensatortuner der alten Garde.
Die
großen Abstimmanzeigen waren sehr gut ablesbar und präzise. Das gesamte
Gehäuse machte einen robusten Eindruck, was auch mit dem entsprechenden
Gewicht bestätigt wurde.
Die klanglichen Eigenschaften würde ich mit klar und sehr fein zeichnend beschreiben und sind durchaus sehr angenehm und haben auch mich überzeugt. Ein seidig warmer Klang war damals nicht unbedingt Standard. Der TX-9800 kann aber auch heute noch mit den Highend Tunern mithalten. Für das Alter eine beachtliche Leistung. Kurz, es war schon zur damaligen Zeit ein Tuner mit der Tendenz zum highendigen.